TÜV Thüringen Anlagensicherheits-Report: Innovative Prüfverfahren sorgen für Anlagensicherheit einer technologieoffenen Energieversorgung

In Zeiten einer sich anbahnenden Energiekrise steht und fällt die Versorgungssicherheit auch mit der technischen Sicherheit von Druck- und Energieversorgungsanlagen. Der TÜV Thüringen setzt seit Jahren auf innovative und technologieoffene Prüfmethoden, die maximale Sicherheit mit minimalem Ressourceneinsatz vereinen. In seinem Anlagensicherheits-Report wertet der TÜV Thüringen einmal jährlich die Prüfungen an nahezu 12.000 Aufzügen und fast 30.000 Druckanlagen sowie Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen aus. Der Report wurde heute bei der TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG in Erfurt vorgestellt.

Von Druckanlagen geht ein enormes Gefährdungspotenzial für Mensch und Umwelt in der unmittelbaren Umgebung aus. Verheerende Dampfkesselexplosionen wie zu Zeiten der ersten industriellen Revolution gehören zum Glück der Vergangenheit an. Zu verdanken haben wir diese Sicherheit den regelmäßigen Prüfungen durch unabhängige Zugelassene Überwachungsstellen (ZÜS) wie den TÜV Thüringen. Sie stellen sicher, dass von drucktechnischen Anlagen trotz unvermeidbarem Verschleiß und normaler Materialermüdung keine Gefährdungen für Leib und Leben ausgehen. Mit Blick auf die zunehmenden Gefahren von Cyberattacken sind kritische Infrastrukturen besonders schutzbedürftig, weshalb neben den Gefahren durch unsachgemäßen Betrieb oder falsche Bedienung auch die Beurteilung von Cybersecurity und funktionaler Sicherheit immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Um die Stillstandzeiten während der Prüfungen auf ein Minimum zu reduzieren, setzen die Sachverständigen des TÜV Thüringen innovative Prüfverfahren ein. So können die meisten Anlagen mit dem patentierten Verfahren ID-E by TÜV Thüringen sowie mit ID-A by TÜV Thüringen im laufenden Betrieb geprüft werden. Diese Prüfverfahren sind dabei völlig technologieoffen. Das heißt: Mit Blick auf die Zukunft können damit auch druckführende Leitungen mit anderen Medien wie zum Beispiel grünem Wasserstoff geprüft werden. Unabhängig vom konkreten Prüfverfahren ist die strikte Trennung von Betreiberverantwortung, regelmäßiger Wartung und unabhängiger Prüfung der Grundpfeiler des hohen Sicherheitsniveaus von technischen Anlagen in Deutschland. Alle sogenannten überwachungsbedürftigen Anlagen, zu denen unter anderem Aufzüge, Dampf- und Druckanlagen sowie brand- und explosionsgefährdete Anlagen zählen, müssen wiederkehrend oder vor Inbetriebnahme durch Sachverständige einer dafür zugelassenen Überwachungsstelle geprüft werden.

Hohes Sicherheitsniveau bei Dampf- und Druckanlagen in Gewerbe und Industrie

Der Anlagensicherheits-Report des TÜV Thüringen wertet Prüfungen an nahezu 12.000 Aufzügen, mehr als 28.000 Dampfkesseln und Druckanlagen sowie über 500 Anlagen mit Explosionsgefahr im gesamten Bundesgebiet aus. Bei den wiederkehrenden Anlagenprüfungen sowie den Prüfungen vor Inbetriebnahme stellen die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen immer wieder auch gravierende Mängel fest, die ohne eine Prüfung nicht aufgedeckt worden wären.

Insgesamt arbeiten die Dampf- und drucktechnischen Anlagen, die heute in Industrie und Gewerbe zum Einsatz kommen, allerdings auf einem hohen Sicherheitsniveau. Die Mängelquote bewegt sich mit 30,7 Prozent knapp unter dem Vorjahresniveau (30,8 Prozent). Noch stärker zurückgegangen ist der Anteil der Druckanlagen mit erheblichen und gefährlichen Mängeln: An 5,7 Prozent der Anlagen (Vorjahr: 6,5 Prozent) stellten die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen bei der Prüfung solche Mängel fest. Mängel werden dann als erheblich oder gar gefährlich eingestuft, wenn beispielsweise Risse in der Behälterwand, Korrosion, Schweißnahtfehler oder defekte Sicherheitseinrichtungen auftreten. An Dampf- und Druckanlagen wurden allerdings etwas mehr geringfügige Mängel diagnostiziert: Hier stieg die Quote von 24,3 auf 25,0 Prozent. Insgesamt wurden aber mehr als zwei Drittel (69,3 Prozent) der 2021 geprüften Anlagen vorbildlich betrieben und wiesen keine Mängel auf.

Tankanlagen weiterhin mit vielen Mängeln – ein Drittel wurden sogar als gefährlich eingestuft

Jeder Autofahrer nutzt regelmäßig und meist völlig unbedarft Anlagen, von denen eine Explosionsgefährdung ausgeht: Tankstellen gehören neben Betankungsanlagen und Lageranlagen für brennbare Flüssigkeiten zu den sogenannten Anlagen in brand- und explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Anlagen). Hier gehen die Experten von einer besonderen Gefährdungslage aus, da Tankstellen nicht nur von Personen mit technischem Sachverstand bedient werden.

Eine sorgfältige Prüfung durch unabhängige Dritte ist für die Anlagensicherheit dieser als potentiell gefährlich eingestuften Anlagen besonders wichtig. Auffallend ist, dass fast zwei Drittel der durch die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen geprüften Ex-Anlagen Mängel aufweisen. Die Mängelquote fiel zwar insgesamt um 9,6 Prozent auf 65,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, dabei wurden aber mehr erhebliche Mängel entdeckt: Diese machten einen Anteil von 34,8 Prozent aus. An 31,0 Prozent der Ex-Anlagen wurden geringfügige Mängel festgestellt, nur etwas mehr als ein Drittel (34,2 Prozent) der Tankanlagen war mängelfrei. Die aktuelle Statistik unterstreicht die Notwendigkeit unabhängiger Prüfungen damit deutlich.

Jeder siebte Aufzug mit sicherheitserheblichen Mängeln

Aufzüge werden täglich von Millionen Menschen genutzt – und das nicht nur in Wohngebäuden, auch die meisten öffentlichen Gebäude verfügen mit Blick auf einen barrierefreien Zugang über Aufzugsanlagen. Aufzüge unterliegen besonderen Sicherheitsprüfungen, denn sie müssen rund um die Uhr einwandfrei funktionieren und jederzeit gefahrlos bedient werden können – egal ob von Kindern, Erwachsenen oder Menschen mit Handicap. Statistisch gesehen zählen Aufzugsanlagen zwar zu den sichersten Transportmitteln überhaupt, dennoch bergen die überwachungsbedürftigen Anlagen einige Gefahrenpotenziale, die zu folgenschweren Unfällen führen können. Viele Unfälle werden jedoch nicht offiziell erfasst und ausgewertet. Oftmals werden Unfälle mit Personenschaden vom Betreiber nicht gemeldet, die Dunkelziffer dürfte entsprechend hoch ausfallen.

Die ZÜS-Sachverständigen des TÜV Thüringen haben im Jahr 2021 an nahezu zwei Dritteln (65,7 Prozent) der geprüften Aufzugsanlagen Mängel aufgedeckt. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (66,7 Prozent). Allerdings stieg die Zahl der Aufzüge mit sicherheitserheblichen beziehungsweise gefährlichen Mängeln gegenüber dem Vorjahreswert (11,1 Prozent) auf 13,9 Prozent an. Somit mussten an fast jedem siebten vom TÜV Thüringen geprüften Aufzug Fehler behoben werden. Solche Mängel sind zum Beispiel defekte Notrufe, Störungen bei der Notrufweiterleitung an die Zentrale, nicht funktionstüchtige Fangvorrichtungen und Sicherheitsschaltungen, defekte Geschwindigkeitsbegrenzer oder auch beschädigte Umlenkrollen. Erfreulicherweise ist zumindest der Anteil der geringfügigen Mängel (51,8 Prozent) um 3,8 Prozent zurückgegangen. Mehr als ein Drittel der Anlagen (34,2 Prozent) war mängelfrei.

Auch bei der Prüfung von Aufzugsanlagen setzen die Sachverständigen des TÜV Thüringen bereits heute modernste sensorgestützte Prüfverfahren ein. Mit der patentierten Aufzugsprüfmethode „TestalifT“ lassen sich sowohl die Treibfähigkeit als auch die Fangbremse des Aufzugs unter Last prüfen. Die Messergebnisse werden kabellos an einen Computer übertragen und lassen sich so direkt vor Ort auswerten. Mit TestalifT sind schwere Gewichte bei der Prüfung komplett überflüssig, umständliche Belastungsproben gehören so der Vergangenheit an.

Mängelstatistik Aufzugsanlagen

Mängelstatistik Druckanlagen

Mängelstatistik Anlagen in explosionsgefährdenden Bereichen (Ex-Anlagen)

Anlagensicherheits-Report als PDF